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Personalauswahl mal andersrum, oder: Wie erkenne ich einen guten Boss?

  • 3 Minuten Lesezeit

…und zwar vor dem ersten Arbeitstag!

Sobald man im Job ist, lassen sich die Qualitäten des eigenen Chefs in Ruhe beobachten und einer kritischen Prüfung unterziehen. Da es nun sehr selten ist, dass die Mitarbeiter mit den besten Führungseigenschaften Führungskräfte werden, müssen sich (insbesondere neue) Mitarbeiter mit ganz besonderen Herausforderungen auseinandersetzen. Mit Fachleuten, die im Zweifel den zu besetzenden Job bis vor kurzem noch selbst gemacht haben.

Mit allen Vor- und Nachteilen. Gut ist, dass sie sich im Detail auskennen. Schlecht ist, dass sie sich im Detail auskennen und sich auf das konzentrieren, was sie kennen und hoffentlich können. Und das neue Team-Mitglied nicht machen lassen.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Wie erkennt man schon rechtzeitig im Gespräch, ob der neue Boss ein (für Sie) guter Boss ist und es sich lohnt am Ball zu bleiben? (Die Antwort wird Sie interessieren, wenn Sie längerfristig Spaß im Job haben wollen. Wollen oder müssen Sie in dem Laden „mal so richtig aufräumen“ wie die Axt im Walde, haben Sie andere Prioritäten und können hier gerne abbrechen.)

1. Netzwerk-Check

Schauen Sie sich vor Ihrem Gespräch in den sozialen Netzwerken um. Wenn Sie Glück haben, finden Sie Ihren Chef. Meistens haben Sie Glück. Schauen Sie sich an was er gemacht hat. Und wo.

Wenn er neu bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber ist und die durchschnittliche Verweildauer in den vorhergehenden Jobs im einstelligen Monatsbereich liegt: Obacht! Er kann schnell wieder weg vom Fenster sein. Und Sie auch, weil Ihr Promoter fehlt. Die Chance, dass Sie seine Stelle einnehmen ist da, aber zu gering um sich darauf zu verlassen.

2. Kompetenz-Check

Kann Ihr Gesprächspartner entscheiden oder gibt es jemanden, der im Hintergrund das Sagen hat und den Sie noch kennenlernen müssen?

Schauen Sie sich in diesem Fall an wie sich das Verhalten Ihres Chefs ändert, wenn sein Chef dabei ist. Beobachten Sie den Chef des Chefs. Wie spricht er mit Ihnen, wie benimmt er sich gegenüber seinem Mitarbeiter. Daraus lässt sich viel über die Qualität der zukünftigen Zusammenarbeit ableiten.

3. Team-Check

Sind die Leute im Gespräch dabei, mit denen Sie später zusammenarbeiten? Gut, wenn (falls es Kollegen gibt) einer von Ihnen schon in den Gesprächen mit dabei ist. Besser, wenn Sie die Gelegenheit bekommen, Ihre potentiellen Kollegen kurz persönlich kenne zu lernen.

Ich habe übrigens Fälle erlebt, in denen der neue Mitarbeiter seinen Boss erst am ersten Arbeitstag kennengelernt hat. Das kann gut gehen; ist es in diesem Fall aber nicht…

4. Respekt-Check

Mindestens im ersten Gespräch sollte man sich als Chef einigermaßen benehmen und seinem Gesprächspartner, also Ihnen, den nötigen Respekt erweisen.
Dazu gehört Pünktlichkeit. Dazu gehört, dass die Person Ihren Namen kennt und richtig ausspricht. Dazu gehört, dass Sie wichtiger sind als zum Beispiel der eigene BlackBerry. Dazu gehört, dass Sie ausreichend zu Wort kommen und keiner Verkaufspräsentation beiwohnen.

5. Schwafel-Check

Unpräzise Fragen, schwammige Angaben und die Priorität auf „früh anfangen“? Da hat jemand wohl ein Problem. Er weiß nicht was er will (oder kriegt es so schnell nicht) und braucht eine Feuerwehr. Wenn Sie Feuerwehrmann sind und die Herausforderung lieben, dann mag das ok sein. Ansonsten Vorsicht.

Wenn Ihre potentieller Boss durch diese Prüfung rasselt, brauchen Sie sich um weitere Gespräche nicht zu kümmern; es sei denn Sie sind masochistisch veranlagt. Oder brauchen das Geld. Beides vermutlich schlechte Ratgeber…

…und dann gibt es da noch die Probezeit.