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Veränderung und Navigation durch turbulente Gewässer – essenzielle Grundlagen

  • 7 min read

In der Vergangenheit habe ich mehr über die Zukunft geschrieben. Dass ich nun weniger über dir Zukunft schreibe, liegt wohl daran, dass ich nun mehr aus der Vergangenheit lese und dieses mir in vielerlei Hinsicht bekannter vorkommt und näher ist, als gedacht.

Werke von Ayn Rand oder Aldous Huxley sind von ihren Aussagen und Botschaften her aktueller denn je. Insofern bräuchte es keinen Blick in die Zukunft. Es braucht die Lektüre großer Werke, um besser zu verstehen. Es braucht „alte“ Philosophien, Utopien – oder besser Dystopien – für die Aha-Effekte in der Gegenwart. Und es braucht etwas Hirnenergie, um Gemeinsamkeiten und Zusammenhänge zu erkennen. Dann kommt auch der Aha-Effekt. Oh-jeee-Effekte werden nicht ausbleiben.

Damals

Als ich vor Jahren über die Zukunft im Handel (elektrischer und stationärer Handel) schrieb, war ich von einigen Einflussfaktoren getrieben. Der eine war die Neugier, was technisch möglich ist bzw. sein wird und wie sich diese (technischen) Möglichkeiten kombinieren und für einen guten Zweck einsetzen lassen. Der gute Zweck dabei: Ein besseres Einkaufserlebnis für mich als Kunden (ich mag den Begriff des Konsumenten / Verbrauchers nicht, weil er – obwohl er ja wahr ist – mich auf einen zweifelhaften Kernnutzen reduziert). Der andere gute Zweck: Meiner Lieblingsbranche Handel gute und nachhaltige Geschäfte zu ermöglichen.

Verzerrung

Nun dürfte so ziemlich jeder, der über die Zukunft und die dazu passenden Trends einer gewissen Verzerrung unterliegen – vielleicht sind es auch zwei: 1. Der Wunsch als Vater des Gedankens: Ich bringe die Trends und Zukunftsthemen zu Papier, weil ich sehen möchte, dass sie wahr werden. 2. Wes Brot ich ess, dessen Lied ich sing: Ich betone die Trends, Entwicklungen, die in enger Verbindung zu meinem beruflichen Fokus stehen – die mir oder meiner Firma nutzen.

Rück-Be-Sinnung

Technik mag ich immer noch. Und immer noch schaue ich mir an, was es denn so an feinen neuen Produkten, Verfahren und Entwicklungen gibt. Mit der Neugier darauf, was es Gutes zu bringen vermag. Mit der Sorge bzw. dem Gedanken daran, welche andere Entwicklungen es nehmen mag, denn mit Innovationen ist es wie mit vielen anderen Dingen auch: Das Feld des Einsatzes, der letztlich Zweck macht aus einem zunächst neutralen Ding ein Hilfsmittel oder eine Waffe.

Nun sind es ja wir Menschen, die Dinge erfinden, bauen und anwenden – woher die Eingebung dazu auch kommen mag. Und wir sind es, die diese technischen Errungenschaften anwenden – am besten verantwortungsvoll – und / oder mit ihnen „leben“ müssen.

VUCA, FUD und Konsorten

Das ist vielleicht der Grund (zumindest einer der möglichen Gründe), warum ich zu einem Zeitpunkt im Jahr keinen Jahresrückblick verfasse und wenige bis gar keine Worte über Trends (insbesondere technische Trends) verliere. Ich halte es vielmehr für schreibenswert, einige der – sagen wir – Soft Skills in Erinnerung zu rufen, die uns helfen können, in der vielzitierten und durch FUD turboaufgeladenen VUCA-Welt einigermaßen klar, komfortabel und gesund durchs Berufs- und Privatleben zu kommen (wenn man beides überhaupt trennen kann). Die uns helfen können, mit Veränderung umzugehen und dabei, Veränderung zu gestalten.

Was ist das überhaupt?

Bevor es los geht: VUCA ist eine Abkürzung aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts und steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität (Widersprüchlichkeit). Der FUD-Turbo ist nach meinem Wissen noch älter und steht für Fear (Angst), Uncertainty (Unsicherheit) und Doubt (Zweifel). Kommt irgendwo aus der Werbung (also auch aus der Werbung), ist aktuell aktueller denn je. VUCA-verstärkend und omnipräsent , wenn auch nicht so ohne weiteres sichtbar. Soll es ja auch nicht; wirkt nämlich besser, wenn man sich dessen nicht bewusst ist;-)

Alter Wein? Ja, guter, alter Wein!

Insofern – und überhaupt – sind die folgenden Ansätze alter Wein. Ohne Schläuche. Guter Wein, der mit zunehmender Entfernung von unserer – sagen wir – Essenz und mit zunehmenden Lebens- und Erdenalter besser wird. Nichts Ultimatives oder Mega-Gedöns. Schlicht eine Erinnerung. Obs schmeckt (also dieser Wein), sei jedem selbst überlassen – probieren sollten wir:

Selber denken
Unser Gehirn ist eine enorm faule Socke. Und verbraucht dazu noch einen erheblichen Teil der uns zur Verfügung stehenden Energie. Daher sind wir (bzw. die graue Masse zwischen unseren Ohren) sehr empfänglich für „Informationen“ und Einflüsse von außen.

Sind diese Infos gehirnbekömmlich (nah am Bekannten, gefällig verpackt, häufig wiederholt, sublim dargebracht), ist es ein Leichtes diese zu adoptieren und zu vergessen, dass sie nicht von uns sind. Das Gute ist: Das ist bequem. Das weniger Gute: Es ist die Wiederholung / Reproduktion bekannter und anerkannter Inhalte (dazu gehören auch Meinungen, Lösungsansätze etc.), die zu einer Bestätigung des Status Quo führt und nichts wirklich Neues entstehen lassen kann.

Input
Die konsequente nächste (oder auch erste) Schritt zum eigenen Denken – und nein, das ist nicht ausschließlich eine Frage eines IQ oder des Intellekts: Obacht mit dem Input! Garbage in, Garbage out. Da ist was Wahres dran.

Neben der Qualität der Infos und Meldungen (speziell der schnelldrehenden „News“) macht die Dosis das Gift. Und: Je mehr ich an „Zeugs“ an mich und in mich lasse, desto weniger Appetit und Platz habe ich für andere Zutaten. Ich muss meine Kapazität der Infoaufnahme und -verarbeitung nicht voll ausschöpfen, es darf auch Platz und Restpotenzial vorhanden sein. Platz und Potenzial für die eigenen Gewächse.

Beobachten
Viele große Ideen sind die Folge einer (mehr oder weniger langen) Beobachtung. Selbstbeobachtungen bedeutend gewordener Psychologen und Philosophen, Beobachtungen von Natur- und anderen Phänomenen.

Wenn nun jemand meint, er / sie beobachte ja, dann möge er / sie doch bitte prüfen, ob das aus einer neutralen Position passiert. Warum? Es ist eine große Kunst, nur zu beobachten ohne zu (be-) werten.

Die (Be-)Wertung ist kurz und verkürzend gesagt ein guter Nährboden für Kategorisierung, Widerstand oder unreflektierte Zustimmung. Weil, wie gesagt: Das Hirn ist es in Schuld (im Wesentlichen) und sucht die Bestätigung des Bekannten und die Ablehnung des Unbekannten. (Ja, das ist knapp ausgedrückt, nicht vollständig – dürfte allerdings dem Verständnis hilfreich sein. Wer liest denn das alles, wenn es mega-ausführlich ist?? Stichwort Bequemlichkeit und Energieverbrauch…)

Halt und Haltung
Haltung – manchmal auch vereinfacht „Mindset“ genannt – hat etwas mit Halt zu tun. Böse Zungen behaupten, dass mit-dem-Rücken-zur-Wand-stehen auch Anteile von Haltung und Halt hat. Wahrscheinlich ist mehr an dieser Aussage dran, als der oberflächlich Blick erkennen lässt. Subjektiv oder nicht: Wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe, kenne ich meine Position möglicherweise viel besser als jemand, der auf einem Feld unendlicher Weite steht. Das nur am Rande…

In Zeiten unendlicher Möglichkeiten und ebenso vieler Meinungen (oder der Verengung des Möglichkeiten- und Meinungsraums auf einen sehr schmalen Korridor bei einem individuellen „hmmmm, ich sehe und fühle das anders, scheine aber allein auf weiter Flur zu stehen“) brauchen wir einen Orientierungsrahmen. Oder ein Fundament. Oder Urvertrauen. Oder Weltvertrauen. Etwas, das kaum von außen kommen kann.

Das führt mich zu einem ziemlich alten Buch und der Geschichte zweier Männer. Beides tatkräftige Typen, beides Bauherren mit tollen Bauplänen für ein feines und schmuckes Haus. Die Baugenehmigung war da und so begann der eine (mehr oder weniger leicht-fertig und schnell-fertig) sein Haus auf sandigem Untergrund zu bauen. Der andere brauchte deutlich mehr Zeit, weil er Fels bzw. Stein als Untergrund wählte. Auf absehbare Zeit haben beide Gebäude ganz gut gehalten. Bis es wettertechnisch sehr ungemütlich wurde und Haus Nummer 1 sprichwörtlich den Bach herunter ging. Nummer 2 nicht.

Der Urheber dieser Geschichte sprach gerne in Bildern und Gleichnissen. In dieser Geschichte geht es um das Fundament, den Halt in jedem von uns. Es geht um die Frage der inneren Stabilität, Balance, der Werte, Überzeugungen, des Selbst- und Urvertrauens und das Wissen um unsere Selbstwirksamkeit.

Und jetzt?

Daran und damit können wir arbeiten. Und wir sollten es tun. Wie auch immer wir Erfolg definieren, was wir selbst unter (persönlichem!) Wachstum verstehen: Das ist die Grund- Zutat für gelingende Veränderung und die sichere Navigation in turbulenten Zeiten.