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Einfach…

  • 4 min read

Was einfach zu tun ist, ist auch einfach zu lassen, es also nicht zu tun. So ist es mit den guten Vorsätzen. Laufen zum Beispiel. Oder sich gut zu ernähren. Oder mit dem Tagebuchschreiben zu beginnen. Oder einfach mal früher aufzustehen. Und zu meditieren.

Nahe liegend…

Zugegeben, es ist wohl gut, wenn wir es uns einfach machen. Zum Beispiel das Tagebuch und feine Stifte bereithalten oder die Laufschuhe und die anderen benötigten Sachen vorbereitet an einem sichtbaren und leicht zugänglichen Ort zu platzieren. Da gibt es dann keinen Grund der Art, man würde ja gerne schreiben oder laufen, aber man findet die Sachen ja nicht. Eine Ausrede der Güteklasse: Der Hund hat die Hausaufgaben gefressen…

Die „Sachen“ allein sind es ja nicht. Obwohl… Moment. Richtig, es kann im Vorfeld riesig schwierig sein das richtige oder beste Zeugs auszusuchen und zu beschaffen. (Frage an mich selbst: Braucht es denn immer Zeugs? Kann das nicht „auch so“ oder mit Bordmitteln gehen??)

Ausrüstungsillusion

Sowas kann zum Selbstzweck werden, der alle guten Vorsätze und Absichten quasi ad absurdum führt, vordergründig gute Absichten demonstriert, aber faktisch das einfache Anfangen komplett unterminiert: Die Suche nach der perfekten, nach der besten Ausrüstung. Das muss noch her, jenes gefällt mir noch nicht so gut und so weiter. Also Obacht, wenn die Energie auf alles drumherum (die perfekte Vorbereitung) verwendet wird, aber bei der eigentlichen Sache, dem eigentlichen Projekt nicht ankommt.

Alles da

Wenn denn nun alles beschafft ist und einsatz- und griffbereit (und gut sichtbar) platziert ist, greift der nächste Verhinderungseffekt. Wenn Dinge so ihren Platz gefunden haben und da so rumliegen, werden wir sie schon bald nicht mehr wahrnehmen, jedenfalls nicht bewusst.

Gewöhnung

Das ist halt so: Man gewöhnt sich daran bzw. Zeugs, das irgendwo so rumsteht, fängt bald an zu stören. Und wird weggeräumt. Womit die Suche irgendwann wieder beginnt, weil wir uns erinnern, dass wir laufen oder schreiben wollten. Blöd, dass das Zeugs dann über die Zeit (technisch) „überholt“ ist und einfach nicht mehr gut genug, um damit das zu tun, was wir ja eigentlich damit tun wollten. Ein Teufelskreis.

Ankündigungsmarketing

So kann man sich ausgiebig mit der Vorbereitung eines „Projekts“ beschäftigen. Das wäre eigentlich egal, denn wen interessiert es denn wirklich, womit wir unsere Zeit so verbringen? Das wird aber dann zum Problem, wenn wir regelmäßig und in Echtzeit über den energieraubenden und ereignisreichen Vorbereitungsprozess unseren Mitmenschen informiert werden, was wiederum unsere Aufmerksamkeit und Energie stark fordert. – Ankündigungmarketing, je nach Art und Umfang mit unterschiedlich hohem Quälfaktor.

Der Rigger riggt

In der Veranstaltungsbranche habe ich vor einigen Jahren den Ausspruch gehört „der Rigger riggt, der Trucker truckt“. Vermutlich war keine philosophische Betrachtung beabsichtigt, dennoch steckt eine Menge dahinter – mit einer gewissen Lerngefahr. Man muss wissen… äh „muss“ stimmt ja gar nicht, es ist gut zu wissen, dass ein Rigger der- oder diejenige ist, die die sogenannten Traversen quasi um eine Bühne herumbaut, an denen die Veranstaltungstechnik (Beleuchtung, Lautsprecher und so) aufgehängt werden. Einfach gesagt: Es ist so etwas ähnliches wie Gerüstbau (was einige Rigger vorher auch gemacht haben). Der Trucker (oder die Truckerin) – wie sollte es anders sein – fährt den Truck, also all das, was für eine Veranstaltung zum Ort derselben geschafft werden muss.

An ihren Taten…

Übertragen bedeutet das: Der Schreiber schreibt, der Redner redet, der Läufer läuft. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Das Tun. Es einfach zu tun. Gewiss gehört in vielen Fällen die eine oder andere Vorbereitung dazu. Darum geht es aber nicht primär. Denn – so steht in einem sehr alten Buch – an ihren Taten sollt / werdet Ihr sie erkennen.

Zurück!

Verwirrt oder den Zusammenhang nicht verstanden? Das ist nicht schlimm! Wir kommen jetzt wieder auf die Spur. Nämlich: Einfach machen (noch nie gehört, oder??).

Mit zwei Betonungen: 1. Mit der Betonung auf einfach: Halten wir die Hemmschwellen klein und versuchen wir sie zu überwinden (manchmal kann man drüberhüpfen, drumherumgehen oder sie einfach ignorieren), 2. Mit der Betonung auf „machen“: Anfangen, Tun, Schritt für Schritt, ohne großes Getöse.

Abkürzung

Unter Freunden: Wenn man es nur rational und logisch „will“, dann wird es eben nicht einfach – oder es gibt viel heiße Luft.

Wenn Du wirklich „Bock“ auf diese Deine (!) Sache hast (was es auch immer sein mag, es sollte auf jeden Fall DEINE sein), es wirklich willst – und dieses „Wirklich“ spürt man vom Scheitel bis in die Zehennägel durchgängig, erfüllend – dann kannst Du alles das, was ich da oben geschrieben habe, vergessen!

Weil es dann einfach für DICH ist und Du keine schlauen Ratschläge brauchst, wie man dieses und jenes macht und was man braucht. Du machst es einfach.

So einfach ist das:-)

P.S. Zur Ausrüstungsillusion habe ich vor einiger Zeit etwas eingesprochen. Hier (bei Apple Podcasts) oder hier (bei Anchor.fm) kannst reinhören.